heek_journal - page 155

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Wichtige Ereignisse in meinem Leben
von
Dr. Joseph Schwieters, Münster
Ein besonders wichtiges Ereignis in meinem Leben war mein 90. Geburtstag, den
ich am 2. August 2016 in Heek gefeiert habe. Zu diesem hat mir Margret Fabry geb.
Schwieters (eine entfernte Verwandte), das von ihr und ihrer Schwester Luise ver-
fasste Buch mit dem Titel „Unsere Jugend im Schatten der Kirche, Erinnerungen“
geschenkt. Ich war überrascht, wie präzise und treffend die Schilderungen darin
sind, die ich alle nachvollziehen und bestätigen kann. Das brachte mich auf den Ge-
danken, auch einige Erinnerungen, die ich selbst an Heek und dessen Kirchturm ha-
be, für den Heimat- und
Rathausspiegel (HRS) zu
Papier zu bringen.
Wenn von Heek und sei-
ner Kirche die Rede ist, fällt
mir auf Anhieb die Ge-
schichte mit meinem im 2.
Weltkrieg gefallenen Bruder
Clemens ein. Es war nach
meiner Erinnerung im Früh-
jahr 1936, als dieser bis
oben in die Kirchturmspitze
stieg, die dortige Luke öff-
nete und außen bis zur Ku-
gel und Hahn kletterte, sich
mit einem Riemen an-
schnallte und zu unserer
Mutter, die unten im Garten
stand, rief: „Hallo Mutter,
hier bin ich, dein Sohn
Clemens“. Als Mutter das
hörte und verwirrt um sich schaute, schrie Clemens, mit den Händen winkend, er-
neut: “Nein, nicht unten, sondern hier oben auf der Kirchturmspitze“. Als Mutter das
sah und kapierte, wäre sie fast in Ohnmacht gefallen.
Im Übrigen war mein Geburtszimmer nur 20 m entfernt vom Kirchturm, so dass ich
mit Fug und Recht schreiben konnte, im Schatten des Kirchturms geboren zu sein.
Wenn ich nun weiter überlege, mit welcher der zahlreichen Erinnerungen ich fortfah-
ren soll, so tue ich mich schwer. Auf Anhieb fällt mir ein, dass Vater am ersten Oster-
tag morgens um 6 Uhr in unseren Garten ging und über unser Haus hinweg zum
Wetterhahn auf der Kirchturmspitze schaute. Er sagte dann immer, aus der Richtung,
aus der der Wind heute kommen würde, würde er auch in den nächsten 6 Wochen
kommen und damit hatte er fast immer Recht. Ein paar Stunden später beim Oster-
eier suchen in unserem Garten unter Glockengeläut erklärte Vater, die Glocken, die 3
Tage stumm waren, seien jetzt aus Rom zurück gekommen.
In Zusammenhang mit Ostern habe ich eine Anzahl weiterer Erinnerungen. Be-
sonders ist bei mir haften geblieben, dass Mutter an einem ersten Ostertag morgens
- ich war ca. 4 Jahre alt - gegen 6 Uhr an das offene Fenster ihres Eheschlafzim-
Blick auf die Kirchturmspitze in den 1930er Jahren
Foto: Klaus Wiethaup
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